Personalisierte Medizin in der Krebsbehandlung: Start der Forschungskooperation CBmed und Roche Österreich

Graz/Wien, 14. Oktober 2019 - CBmed, das K1-Kompetenzzentrum für patientenorientierte Biomarkerforschung in der Medizin, und Roche Österreich starten eine Forschungskooperation. Ziel der Forschungsprojekte ist es, die softwaregestützte Entscheidungsunterstützung für Ärzte in der personalisierten Krebsbehandlung voranzutreiben. Im Zentrum dabei steht die automatisierte Dokumentenanalyse zur Unterstützung der Entscheidungsfindung von Ärzten bei der Krebstherapie sowie zur Erhöhung der Prognosesicherheit bei Diagnosen.
„Mit unseren gemeinsamen Forschungsprojekten Digital Biomarkers und FUSION Technology wollen wir die Entwicklung von spezifischen Anwendungen für eine personalisierte Krebsbehandlung wesentlich voranbringen. Das Projektgesamtvolumen für beide Projekte beträgt 3,55 Millionen Euro", erläutert Thomas Pieber, wissenschaftlicher Geschäftsführer von CBmed.
Zukunft der Medizin: Personalisierte Krebstherapien
Bis 2030 wird die Zahl an Krebs erkrankter Personen um fast 40 Prozent steigen, damit wird es allein in Österreich voraussichtlich fast eine halbe Million Krebs-Patienten geben. „Die Zukunft der Krebsbehandlung liegt im Gebiet der personalisierten Medizin", postuliert Johannes Pleiner-Duxneuner, Personalized Healthcare Director Roche Austria. „Gerade in der Onkologie sind wir mit den sogenannten Präzisionstherapien, welche auf die individuellen Mutationen der Patienten abgestimmt sind, schon am weitesten fortgeschritten", sagt Pleiner-Duxneuner. Künftig werden jedoch noch viel mehr Informationen erfasst und analysiert, um zeitnah zielgerichtete Krebstherapien einleiten zu können. „Individualisierte Krebstherapien, die bei geringstmöglichen Nebenwirkungen den größten Behandlungserfolg bieten, werden in der Behandlung von Krebspatienten zukünftig richtungsweisend sein", unterstreicht auch Hellmut Samonigg, Rektor der Medizinischen Universität Graz, der in der Onkologie große Chancen für die Biomarkerforschung und die personalisierte Medizin sieht.
Zwei Drittel aller Krankheiten sind nach wie vor nicht oder nur unzureichend behandelbar. Die Menschheit benötigt neue Wege, um Krankheiten besser vorzubeugen, zu erkennen und zu therapieren: „Neue Therapien werden heute nicht mehr arzneimittelzentriert, sondern patientenzentriert und damit maßgeschneidert angewandt und entwickelt", sagt Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, der in Zusammenarbeit mit der Med Uni Graz im Rahmen von CBmed einen wichtigen Impulsgeber sieht. Dies erfordert eine digitale Transformation des Gesundheitswesens, wie sie in anderen Bereichen ohnehin schon selbstverständlich geworden ist.
Navify zur Unterstützung von Onkologie-Teams
Zentrale Rolle spielt dabei die kürzlich von Roche veröffentlichte „Navify"-Software, die einen zentralen Baustein des Forschungsprojektes darstellt. Konkret handelt es sich bei Navify um eine Software zur Unterstützung von Onkologie-Teams bei der Behandlung von Krebs. Navify führt alle relevanten Daten der unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen zusammen und beschleunigt und verbessert dadurch die Therapieentscheidungen der behandelnden Ärzte. Außerdem wird Navify in Zukunft Vergleichsdaten früherer Behandlungen sowie Studien aus der ganzen Welt verfügbar machen und zur Entscheidungsunterstützung für Ärzte aufbereiten. So können Mediziner künftig ihre Behandlungen mit Erfahrungen in der ganzen Welt vergleichen und absichern. Patienten erhalten damit individuell abgestimmte Therapien, die auf den Erkenntnissen zahlreicher vergleichbarer Fälle beruhen. Dies bringt die Chance auf größere Therapieerfolge.
Die Projektpartner
Konkret handelt es sich um eine wissenschaftliche Kooperation zwischen CBmed und Roche sowie den wissenschaftlichen Partnern Medizinische Universität Graz und Medizinische Universität Wien in zwei geförderten Projekten des COMET-Programms (zweite Förderperiode von 1.1.2019 - 31.12.2022).
„Die Life Sciences sind schon seit Jahrzehnten gemeinsam mit der Informationstechnologie ein Forschungs-, Technologie- und Innovationsschwerpunkt in Wien, womit das COMET Zentrum CBmed hervorragend zum Innovationsstandort Wien passt", zeigt sich Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien erfreut.
Auch die steirische Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Europa, Wissenschaft und Forschung Barbara Eibinger-Miedl lobt die bundesländerübergreifende Zusammenarbeit. „Die aktuelle Kooperation ist ein gutes Beispiel dafür, welche Chancen sich durch die Digitalisierung für unsere Gesellschaft ergeben. Denn die beiden geplanten Forschungsprojekte werden wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung einer personalisierten Krebsbehandlung liefern und damit die medizinische Versorgung der Menschen in unserem Land verbessern".