Lohnschere schließt sich nur langsam: Ab heute arbeiten die steirischen Frauen gratis
Chancengleichheit? Gleiches Geld für gleiche Arbeit? Davon ist die Steiermark weit entfernt. Noch immer verdienen Frauen in der Steiermark deutlich weniger als Männer: 21,4 Prozent macht hierzulande der sogenannte Gender Pay Gap in diesem Jahr aus. Umgelegt bedeutet das: Ab heute arbeiten die steirischen Frauen im Vergleich zu den Männern bis zum Jahresende unentgeltlich. Das sind 77 Tage.
Zweieinhalb Monate lang dauert das Jahr 2019 noch - und genauso lange arbeiten die berufstätigen Frauen in der Steiermark, ohne dafür bezahlt zu bekommen. Denn der Equal Pay Day fällt heuer auf den 15. Oktober. Dieser Tag ergibt sich, wenn man den jährlichen Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern auf Tage umlegt. Damit liegt die Steiermark im Mittelfeld im Ranking der österreichischen Bundesländer. Österreichweit fällt der Equal Pay Day nämlich auf den 21. Oktober - bundesweit arbeiten Frauen also 72 Tage im Jahr gratis (Gender Pay Gap: 19,7 Prozent).
Frauenlandesrätin Ursula Lackner ortet darin nicht nur eine massive Benachteiligung der Frauen, sondern auch große Gefahren: „Das geringere Einkommen hat ja auch langfristige Folgen, denn die Einkommensschere setzt sich ja auch in der Pension fort. Die Altersarmut ist überwiegend weiblich!" Sie hat daher seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2015 zahlreiche Maßnahmen gesetzt, die zur Verringerung des Gender Pay Gap beitragen können, unter anderem:
- Ausbau der Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen: 3700 Kinder mehr im Kindergarten, 40 Prozent mehr Krippenplätze, 100 Millionen investiert. 3000 weitere Plätze im Kinderkrippen- und Kindergartenbereich in Arbeit
- Ausbau der Ganztagsschule: Fast ein Viertel (23,3 Prozent) der rund 71.800 PflichtschülerInnen hierzulande besuchen eine ganztägige Schulform, mehr als die Hälfte der 663 steirischen Volks- und Neuen Mittelschulen bieten sie an, insgesamt wurden 26,9 Millionen Euro investiert.
- Neustrukturierung der Bildungs- und Berufsorientierung in den Regionen, Erwachsenenbildung: Um den SteirerInnen die Chance zu geben, in ihrer Heimatregion gut leben, arbeiten und verdienen zu können, wurden Regionale BBO-Koordinationen eingerichtet. Ihre Aufgabe ist es, regional maßgeschneiderte Aus- und Weiterbildungsangebote zu entwickeln - in Kooperation unter anderem mit AMS, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und regionalen Anbietern
Einkommensgerechtigkeit erst in 53 Jahren
„Wir haben die Nase voll", ärgert sich LAbg. Helga Ahrer, Vorsitzende der ÖGB Frauen Steiermark, über den Einkommensunterschied. Dieser habe sich seit 2015 von 23,3 auf 21,4 Prozent verringert (umgelegt: 9 Tage), „er ist aber noch immer eine echte Blamage. Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, ist eine Einkommensgerechtigkeit erst in 53 Jahren erreicht!"
Es braucht jetzt mutige Schritte
„So lange können wir nicht warten", kritisiert Bundesrätin Elisabeth Grossmann, Landesvorsitzende der SPÖ Frauen, den langsamen Fortschritt. „Es braucht jetzt mutige Schritte!" Als Beispiele führt sie an:
- Strafen für Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen nicht gerecht bezahlen
- Effektivere Einkommensberichte - verpflichtend für Unternehmen ab 20 MitarbeiterInnen
- Unterbezahlung in einzelnen Branchen bekämpfen
- Rechtsanspruch auf einen Wechsel von Vollzeit auf Teilzeit und umgekehrt sowie auf einen Kinderbetreuungslatz ab dem 1. Lebensjahr des Kindes.
- 50% der AMS-Mittel für Frauen
- Mindestlohn von 1.700 Euro steuerfrei