Internationaler Frauentag 2019: weiblich – politisch – steirisch
Ganz im Zeichen von „100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich" steht in der Steiermark der diesjährige Internationale Tag der Frauen am Freitag, 8. März. Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 und bei den Gemeinderatswahlen am 4. Mai 1919 konnten Frauen erstmals kandidieren beziehungsweise wählen. Und im Mai des selben Jahres nahmen die beiden christlichsozialen Abgeordneten Olga Rudel-Zeynek und Marianne Millwisch-Kaufmann sowie die sozialdemokratische Abgeordnete Martha Tausk als erste weibliche Abgeordnete Sitze im Steiermärkischen Landtag ein.
Seither hat sich viel getan, was Frauenrechte und Gleichstellung betrifft. Frauen sind mittlerweile auf allen politischen Ebenen in aktiven Funktionen anzutreffen. Sowohl im Nationalrat als auch im Landtag Steiermark beträgt der Frauenanteil rund 37 Prozent. Laut aktueller EUROSTAT-Erhebung liegt Österreich damit im EU-Vergleich auf dem fünften Platz.
„Damit dürfen wir uns aber nicht zufrieden geben", betont die steirische Frauenlandesrätin Ursula Lackner. Zumal auf Gemeinde-Ebene das Ungleichgewicht noch relativ stark ausgeprägt ist: Weniger als ein Drittel der Gemeinderatsmitglieder in der Steiermark sind weiblich, und im Bürgermeisteramt gab es mit Ende letzten Jahres gerade einmal 20 Frauen. „Um frauen- und gleichstellungspolitisch größere Fortschritte zu machen, ist es aus meiner Sicht daher unerlässlich, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft mehr Frauen in jene Gremien und Funktionsebenen zu bringen, wo Entscheidungen getroffen werden. Nur wenn Frauen mitbestimmen, können sie sicher sein, dass ihre Anliegen und Bedürfnisse ausreichend berücksichtigt werden", verweist Lackner auf noch immer existierende Ungleichheiten wie etwa den Gender Pay Gap: In der Steiermark verdienen Frauen im Schnitt um 21,4 Prozent weniger als Männer. „Es geht dabei aber auch darum, dass wir es uns als Gesellschaft nicht leisten können, auf das Wissen, die Erfahrungen, das Engagement und die Kreativität der Hälfte der Bevölkerung zu verzichten, was die Ausgestaltung unseres Zusammenlebens betrifft."
Frauen den Einstieg in die Politik erleichtern
„Weil in der Politik die Rahmenbedingungen für unser Zusammenleben ausverhandelt und entschieden werden, braucht es gerade dort noch viel stärker als bisher Frauen, die ihr Potential einbringen und aktiv Verantwortung übernehmen", ist Lackner überzeugt. Daher hat sie seit dem Vorjahr einen inhaltlichen Schwerpunkt auf das Thema „Frauen in Führungspositionen" gesetzt und Initiativen gestartet, um mehr Mädchen und Frauen für Politik zu interessieren und sie vor allem zu ermutigen, politische Verantwortung zu übernehmen und sich auch in politischen Funktionen zu engagieren.
Dazu trägt einerseits die druckfrische Broschüre „weiblich - politisch - steirisch" bei, die kostenlos im Frauenreferat des Landes Steiermark (www.frauen.steiermark.at, frauen@stmk.gv.at, Tel 0316/877-6307) angefordert werden kann. Sie bietet die Gelegenheit, sich auf theoretischer Ebene mit dem Thema zu befassen und eignet sich beispielsweise als Impuls für den Unterricht in politischer Bildung oder für Diskussionsveranstaltungen. Um zu zeigen, wie vielfältig politisches Engagement von Frauen in der Steiermark ausfällt, werden steirische Pionierinnen vorgestellt, und es kommen aktive Politikerinnen zu Wort. Schließlich gibt es noch konkrete Hinweise für Frauen, die überlegen, sich politisch zu engagieren.
„Mir ist bewusst, dass eine Broschüre nur EIN Puzzlestein sein kann, wenn es darum geht, den Frauenanteil in der Politik zu erhöhen", sagt Lackner. „Deshalb ergänzen wir seitens des Landes die Theorie auch durch die Praxis. Seit Beginn dieses Jahres gibt es einen Lehrgang für politisch interessierte und engagierte Frauen."
Großes Interesse an Lehrgang „Führen und gestalten“ für Frauen
Der Lehrgang wird von „FELIN_female leaders initiative" durchgeführt, ein unabhängiger, überparteilicher, steirischer Verein, der das Anliegen verfolgt, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Steiermark zu erhöhen. Finanziert wird der Lehrgang durch Fördermittel aus dem „Steirischen Frauencall" von Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer sowie aus dem Frauenressort (LRin Ursula Lackner), Unterstützung kommt außerdem von der steirischen Arbeiterkammer.
„Der Lehrgang umfasst acht Module sowie eine Auftakt- und eine Abschlussveranstaltung und basiert auf zwei zentralen Elementen", erklärt FELIN-Geschäftsführerin Christiane Otter:
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Die regionale Vernetzung und Verankerung: Das Lehrgangskonzept sieht eine starke regionale Verankerung und Vernetzung vor, die sich in der Teilnahme von Frauen aus fast allen steirischen Regionen, lokalen Protagonistinnen wie Trainerinnen und Politikerinnen sowie Regionalorganisationen - z.B. den Regionalmanagements - ausdrückt. Darüber hinaus tourt der Lehrgang durch fast alle steirischen Regionen, was den Frauen lokale Vernetzung ermöglicht.
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Eine starke Überleitung in die Praxis durch „Begegnungen" mit Akteuren und Akteurinnen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die einerseits das Netzwerk der Frauen erweitern sollen und andererseits praktisches Wissen vermitteln, sowie durch ein Mentoringprogramm in abgewandelter Form.
Das Interesse daran ist enorm: Innerhalb kürzester Zeit waren die verfügbaren 40 Plätze in zwei Durchgängen ausgebucht. Und es gibt bereits weitere Voranmeldungen. Daher werden nun die Möglichkeiten geprüft, einen weiteren Lehrgang durchzuführen.