ESObericht 2016
Im Zuge von Wirtschaftskrise, Sozialabbau und fehlenden Zukunftshoffnungen kann in vielen europäischen Ländern ein Trend zur Region festgestellt werden. So auch in der Steiermark. Selbstversorgungswünsche und -aktivitäten, ökologische und regionale Vermarktung verbinden sich mit einer lebendigen Kultur „von unten" und einer bunten Vielfalt spiritueller, mythischer und esoterischer Überzeugungen und Angebote. Apokalyptische Befürchtungen und Verschwörungstheorien haben dabei regen Zulauf. Auch rechtsextreme und antisemitische Kräfte versuchen, an diesem neuen, auch für Jugendliche attraktiven Trend mitzunaschen. Deren Vorbilder stammen oft aus den USA.
Die Verunsicherung, die breite Bevölkerungskreise ergriffen hat, spiegelt sich in einem Wachstum extremistischer Bewegungen. So punkten die rechten Identitären mit spektakulären Aktionen und der Konzentration auf Antiislamismus und Identität, für junge Leute mit meist moslemischen Hintergrund, aber auch für Konvertit_innen, sind Utopien des Kalifats attraktiv. Dieser Trend spiegelt sich in den Anfragen und Diskussionen im Kontext der LOGO ESO.INFO.
Scientology, lange Zeit in der Steiermark nicht wahrgenommen, versuchte 2016 über Menschenrechtsthemen zu punkten und sich mit renommierten steirischen Menschenrechtsorganisationen zu vernetzen. Was ein Misserfolg wurde. Die angesprochenen Vereinigungen erkannten den nicht so ganz offensichtlichen scientologischen Hintergrund und lehnten ab.
Zieht es die einen zur Region, Yogaübungen unter freiem Himmel und zu dem Gemüse im eigenen Blumentopf, so suchen Esoterikfans in der Geldkrise ihr Glück darin, Kraft ihres Bewusstseins reich zu werden. Auch wenn's nicht klappt - die Geldbörseln der Trainer_innen füllt es allemal. Und im Notfall können sich die Adept_innen immer noch vom Ballast der Ahnen reinigen - was, so die Botschaft mancher schamanischer Versprechen, vielleicht zu deftigem Zukunftsoptimismus führen mag.
Statement Landesrätin Ursula Lackner
Der ESO-Bericht liefert viele Fakten für die Fachstellen des Landes, die sich um Kinder und Jugendliche und Familien kümmern. Die Fachstellen holen sich aus dem Bericht viele Inputs, um den Weg ihrer Arbeit so auf die neuen Erkenntnisse auszurichten, dass sie effektiv und wirksam ist.
Aus dem Bericht sind aber auch Aufträge an die Politik ablesbar, die ich sehr ernst nehme. Ein wichtiger Punkt ist die Stärkung des Bewusstseins für den Wert der Demokratie. Beim „Mitmischen im Landhaus" haben in den letzten sieben Jahren knapp 4300 steirische Jugendliche die Gelegenheit genutzt, an einer der drei angebotenen Werkstätten rund um Politik, Partizipation und Medien im Landhaus teilzunehmen! Allein in diesem Schuljahr 2015/16 haben über 600 Jugendliche in den Workshops die demokratischen Prozesse und die Landespolitik hautnah kennengelernt. Dieses Angebot weiten wir im Herbst auch auf die Gemeinden aus. Und auch für Kindergärten gibt es ein Programm, das die „Mitbestimmung von Anfang an" - so der Name des Programmes - fördert.
Darüber hinaus setzen wir im Bildungsbereich Maßnahmen, die Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und stärken.