Fernwärme von Sappi für die Landeshauptstadt leistet auch wesentlichen Beitrag zur Luftreinhaltung
Mit einem symbolischen Spatenstich beim Andritzerbach wurde heute ein innovatives Fernwärmeprojekt zwischen der Papierfabrik Sappi und der Energie Graz gestartet. „Dieses Projekt trägt maßgeblich zur Versorgungssicherheit der Landeshauptstadt mit Fernwärme bei und leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Luftreinhaltung", so Anton Lang, der neue Landesrat für Umwelt und Erneuerbare Energien.
Vor dem Hintergrund der im Mai 2014 durch den VERBUND kommunizierten Schließung des Kraftwerkparks in Mellach wurde eine ExpertInnen-Arbeitsgruppe Stadt/Land unter der Führung des Grazer Umweltamtes gegründet, die sich unter dem Titel „Fernwärme Graz 2020/2030" den Herausforderungen und Szenarien für eine Wärmeversorgung der steirischen Landeshauptstadt gewidmet hat. Partner dabei waren - neben zahlreichen Universitäts-ExpertInnen aus den Bereichen Umwelt und Technik - die Grazer Energieagentur, die Holding Graz, die Energie Graz sowie die Energie Steiermark Wärme GmbH. „Ziel dieser Arbeitsgruppe war es, die Fernwärme-Versorgung für Graz mit einem konkreten Maßnahmen-Katalog `grüner´ zu machen und alle verfügbaren Ressourcen Erneuerbarer Energie für eine Optimierung und Sicherstellung der Fernwärmeversorgung ab dem Jahr 2020 zu identifizieren - und nachhaltig zu nützen", so der neue Landesrat für Umwelt und Erneuerbare Energien, Anton Lang.
Im Rahmen eines „Call for Contributions" wurden von den FachexpertInnen 38 Inputs eingebracht, an 9 Workshops haben über 200 Teilnehmer mitgewirkt. Das Ergebnis wurde Ende Jänner 2015 der Öffentlichkeit präsentiert. In diesem Maßnahmen-Papier finden sich u. a. folgende Öko-Projekte der Energie Steiermark:
Der Ausbau der Solaranlage am Areal des Fernheizkraftwerks Graz auf eine Fläche von 7000 Quadratmetern, das Projekt „Big Solar GRAZ" (nach dem Vorbild Dänemarks), die Errichtung einer Biomasseanlage mit Hackgut aus regionaler Aufbringung in Graz-Raaba sowie die Nutzung von Deponiegas (Speicherprojekt HELIOS) und eine verstärkte Abwärme-Nutzung aus dem Stahlwerk Marienhütte und dem Papier-Konzern Sappi in Gratkorn (Umsetzung durch das Tochterunternehmen Energie Graz). All das auf Basis von verstärkten Energie-Effizienzmaßnahmen bei den Kunden.
„Das Projekt Fernwärmelieferung Sappi-Graz trägt somit maßgeblich zur Versorgungssicherheit der Stadt Graz mit Fernwärme bei", so der Landesrat nach dem heutigen Spatenstich. Durch die Nutzung der industriellen Abwärme aus der Papierproduktion bei Sappi werde laut Lang auch ein wesentlicher Beitrag zur Luftreinhaltung in der Stadt (Stichwort Feinstaub) wie auch zur CO2- Reduktion und damit dem Klimaschutz geleistet. Mit einer Anschlussleistung von 35 MW (Megawatt) können in Zukunft rund 15% des jährlichen Fernwärmebedarfs in Graz abgedeckt werden. Durch diese hocheffiziente Nutzung industrieller Abwärme werden jährlich rund 33.000 Tonnen CO2 eingespart. „Die Projektförderung des Landes Steiermark beträgt 1,75 Mio. Euro", so Lang.
Bedeutung des Projektes im Zusammenhang mit bestehenden Landesstrategien:
Luftreinhalteprogramm:
Beim Projekt Fernwärmelieferung Sappi-Graz handelt es sich um ein Schlüsselprojekt zur Fernwärmeversorgung der Stadt Graz mittels nachhaltiger Nutzung industrieller Abwärme. Der Ausbau der Fernwärme stand und steht bei allen Maßnahmen zur Luftreinhaltung und hier besonders zur Reduktion der Feinstaubbelastung im Sanierungsgebiet Graz an vorderster Stelle und findet sich als Schlüsselmaßnahme im Luftreinhalteprogramm Steiermark wieder. So wurden alleine im Zeitraum 2008 bis 2015 rund 10.000 Fernwärmeanschlüsse in Graz aus Mitteln des Landes und der Stadt Graz (in Summe 10,5 Mio. Euro) gefördert. Alleine durch diese Maßnahme im Heizungsbereich werden rund 39 Tonnen PM10 Feinstaub pro Jahr eingespart.
Klima- und Energiestrategie
Der Ausbau von Fernwärmenetzen auf Basis alternativer bzw. nachhaltiger erneuerbarer Energieträger stellt in der Klima- und Energiestrategie des Landes Steiermark seit jeher einen besonderen Schwerpunkt dar. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die wirtschaftliche und nachhaltige Nutzung von industrieller Abwärme gelegt. Dazu wurde bereits vor 20 Jahren durch die TU Graz im Auftrag des Landes der erste Abwärmekataster erstellt, der im Jahr 2012 aktualisiert wurde. Dabei wurde ein wirtschaftlich nutzbares Potential im Bereich der Metallindustrie sowie in der Papier- und Zellstoffindustrie erhoben. Seitdem ist die Strategie des Ausbaus von Abwärmeprojekten in der Steiermark eine internationale Erfolgsgeschichte, die mit Mitteln des Landes Steiermark und des Bundes aus entsprechenden Förderprogrammen unterstützt wird.
„Mit der Realisierung des Fernwärmeprojektes Sappi-Graz kann heute festgehalten werden, dass praktisch sämtliche wirtschaftlich verfügbare Abwärme aus der steirischen Metall- Papier- und Zellstoffindustrie für die Fernwärmeversorgung von steirischen Haushalten genutzt wird, auch wenn bei den einzelnen Standorten noch Ausbaupotenziale vorhanden sind. Unser Dank gilt hier ganz besonders Partnern aus der Industrie, den Energieversorgern und den Gemeinden, die sich im Sinne einer umwelt- und klimafreundlichen wie auch wirtschaftlichen Abwärme-Nutzung dieser Landesstrategie angeschlossen haben und damit maßgeblichen Anteil an dieser steirischen Erfolgsgeschichte haben", so Landerat Lang.
Die Zahlen aus den umgesetzten Projekten...
Leoben - Abwärme VOEST-Alpine Donawitz
Trofaiach - Abwärme VOEST-Alpine Donawitz
Kapfenberg - Abwärme Böhler Edelstahl
Bruck - Abwärme Norske Skog und Voest Alpine Austria Draht
Graz - Abwärme Marienhütte
Großraum Aichfeld (Zeltweg, Fohnsdorf, Judenburg, Knittelfeld) - Abwärme Zellstoff Pöls
Graz, Gratkorn, Gratwein-Strassengel - Abwärme Sappi Gratkorn
Gamlitz-Ehrenhausen - Abwärme Lafarge Zementwerke GmbH
...sprechen für sich!
• Es wurde damit eine Abwärme - Abnahmeleistung von 190 Megawatt geschaffen.
• Es wurden rund 100 km Fernwärmeleitungen verlegt.
• Es werden jährlich rund 110.000 Tonnen CO2 eingespart.
• Es wurden rund 72 Mio. Euro in die steirische Wirtschaft investiert.
• Es wurden vom Land Steiermark rund 7,5 Mio. Euro an Projektförderung gewährt.
Einen weitern und ganz besonderen Schwerpunkt in der Klima- und Energiestrategie stellt die Biomasse-Nahversorgung in der Steiermark dar. Die Biomasse-Fernwärme (auch „Nahwärme") ist eine steirische Erfolgsgeschichte mit internationaler Anerkennung und eine der am erfolgsreichsten umgesetzten Maßnahmen der vorangegangenen Energiepläne. Trotz zeitweise wirtschaftlich schwieriger Situationen war und ist der Boom an Biomasse-Fernwärmeanlagen ungebrochen.
Auch hier sprechen die Zahlen für sich!
• Bis Ende 2014 wurden insgesamt 584 MW in 543 kleinen, mittleren und großen Nah- und Fernwärmenetzen installiert.
• Es wurden rund 300 Mio. Euro in die steirische Wirtschaft investiert.
• Es wurden vom Land Steiermark rund 27 Mio. Euro an Projektförderungen gewährt.
• Damit werden jährlich rund 270.000 Tonnen CO2 eingespart.