Deutschpflicht in der Pause „schwächt Kinder in Ihrem Selbstwertgefühl und verschreckt sie“
Das „Netzwerk Sprachenrechte" in Wien hat sich mit renommierten Forschern in einer Pressekonferenz dem Thema „Deutschpflicht in der Schulpause" gewidmet - mit einem eindeutigen Ergebnis. Die steirische Radiojournalistin Doris Rudlof-Garreis hat darüber einen Radiobericht gestaltet. „Ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Diskussion, der wohl nur einen Schluss zulässt", so Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft.
Lackner hatte sich ja bereits im Jänner in aller Deutlichkeit gegen das Ansinnen gestellt. „Diese Forderung macht mich fassungslos - weil sie nicht umsetzbar ist und noch viel mehr, weil sie sinnleer ist. Kindern ihre Familiensprache zu verbieten, richtet einen enormen Schaden an, denn nur, wenn ich meine Erstsprache beherrsche und pflege, kann ich eine andere Sprache lernen", betont die steirische Landesrätin für Bildung und Gesellschaft, Ursula Lackner.
„Dieser Zugang des Landesschulrates beschädigt den Bildungsbegriff. Was für eine Diskussion führen wir da? Welche fremdsprachenfreie Zonen definieren wir als nächstes? Die Straßenbahn? Internationale Unternehmen? Und welche Sprachen sind gute, erwünschte Sprachen, welche nicht?"
Lackner warnt vor derartigen Ausgrenzungen: „Wenn wir die Herkunft der Menschen nicht respektieren und akzeptieren, verstärken wir deren Abgrenzung und erschweren erst recht die Integration. Ich vertraue auf die Kompetenz der SchulleiterInnen und LehrerInnen, mit Mehrsprachigkeit umzugehen. Sie brauchen diesbezüglich keine neuen Hausordnungen."
„Ich sehe bei den von mir initiierten Bildungsmaßnahmen für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche, dass Zuwanderer Deutsch lernen wollen und die Sprache sehr schnell erlernen. Das Bildungssystem bietet ihnen dabei viel Unterstützung."
„In der Steiermark haben wir die Sprachförderung in diesem Schuljahr weiter ausgebaut. Kindergärten und Pflichtschulen stehen insgesamt 250 SprachförderInnen zur Verfügung. Zu den 170, die es bereits im Schuljahr 2014/15 gegeben hat, sind in diesem Schuljahr 80 weitere hinzugekommen: 50 DP in Kindergärten, 30 DP in Pflichtschulen. Sie werden dezentral und flexibel überall dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden."