Pressestimmen: Ein warmer Regen für Solar-Pioniere
Niedriger Ölpreis und lahmende Investitionsfreude lassen Zuwachs bei Solartechnologien und Biomasse dramatisch einbrechen. Land will gegensteuern und stockt die Fördersätze ab heuer kräftig auf.
Die Steirer haben die Lust an der Sonne verloren. Diesen Eindruck kann man jedenfalls angesichts der aktuellen Zuwachsraten bei den Solaranlagen gewinnen. Vor allem die Solarthermie, also die direkte Wärmegewinnung durch die Sonnenstrahlung, ist in den vergangenen Jahren dramatisch eingebrochen. Schraubten sich die Steirer vor vier Jahren noch 60.000 Quadratmeter Kollektorfläche auf ihre Dächer, war es 2015 nach ersten Berechnungen nur noch ein gutes Drittel dieser Menge. Eine Talfahrt, die in ganz Österreich vorherrscht, aber im traditionellen Sonnenkollektor-Vorzeigeland Steiermark besonders schmerzt. In der Branche spricht man von einer veritablen Krise bei der solaren Wärmenutzung, deren Talsohle den Prognosen zufolge noch nicht durchschritten ist.
Die Consultinggesellschaft Kreuzer, Fischer & Partner, die den Markt seit Jahren beobachtet, macht für den Einbruch in erster Linie eine Kannibalisierung durch die Fotovoltaik verantwortlich. Der Boom der Sonnenstromanlagen seit 2009 habe den technisch einfacheren Solar-Wärmeerzeugern den Rang abgelaufen. „Die wenigsten installieren beide Systeme, und im Zweifel entscheiden sich viele eben für die modernen Fotovoltaikanlagen", bestätigt Peter Gspaltl vom Büro des steirischen Umweltlandesrats Jörg Leichtfried (SPÖ).
Doch das erklärt nur einen Teil der Talfahrt. Denn seit 2013 geht es auch bei der Fotovoltaik bergab. Nach Jahren des stetigen Zuwachses beim Sonnenstrom ist die in der Steiermark zur Förderung beantragte Menge seither um fast zwei Drittel abgestürzt. „Unmittelbar nach der Wirtschaftskrise war der Wille, das Geld in fixe Wertanlagen wie Fotovoltaik zu investieren, offenbar größer als heute", sagt Gspaltl. Eine Rolle könnte auch der niedrige Ölpreis spielen. Der sorgt derzeit auch für einen Einbruch beim Absatz von Pelletsheizungen, der den Markt durchrüttelt.
Entwicklungen, die den steirischen Klimaschutzbemühungen zuwiderlaufen. Leichtfried will jetzt die Notbremse ziehen und den Abwärtstrend bei den erneuerbaren Energien stoppen. Für 2016 werden dafür die Fördermodalitäten vereinfacht und die Sätze angehoben. Eine Million Euro steht heuer für die Solarwärme bereit, pro neuer Anlage gibt es rund doppelt so viel Geld wie bisher (siehe Zahlen links). „Das Ziel ist, den Markt wieder zu stabilisieren", sagt Gspaltl.
Doppelt kassieren erlaubt
Fotovoltaik-Willige können heuer erstmals doppelt kassieren: Zu den Landes-Fördermitteln kann man zusätzlich Bundesgelder beantragen. Einen separaten, mit einer Million Euro gefüllten Topf gibt es außerdem auch für Sonnenstrom-Bürgerbeteiligungsanlagen. „Hier ist das Interesse der Leute nach wie vor ungebrochen", sagt Gspaltl. Zusätzlich gibt's mehr Geld für Biomasse und Wärmepumpen.
Öko-Anteil steigt langsam
Erst knapp 30 Prozent grüne Energie im Land.
Bis 2020 soll Österreich laut internationaler Verpflichtung bei einem Anteil von 34 Prozent erneuerbarer Energie halten. Während sich der Staat als Gesamtheit an das Ziel bereits bis auf einen Prozentpunkt angenähert hat, ist der Weg für das steirische Teilergebnis noch weiter. Das Bundesland hielt 2014 erst bei 29,7 Prozent Öko-Energie. Begründet wird das Hintertreffen mit dem verhältnismäßig hohen Anteil, den die vornehmlich am fossilen Tropf hängende Industrie hierzulande am Energieverbrauch hält. Dennoch geht es langsam bergauf. 2005 lag der grüne Anteil am Energieverbrauch erst bei 21,4 Prozent, fünf Jahre später bei 26,8 Prozent. Neben der Industrie ist es vor allem der Verkehr, der den Öko-Anteil am Energieverbrauch drückt.
Beim elektrischen Strom dagegen ist die Lage günstiger. Die Wasserkraft hält mit rund 60 Prozent den Löwenanteil an der Produktion, auch bei der Windkraft geht es dank Ausbauprogramm bergauf. Laut Branchenverband hält die Steiermark bei derzeit 65 Windrädern mit einer gesammelten Leistung von 121 Megawatt.