16 Tage gegen Gewalt an Frauen
![16 Tagen gegen Gewalt an Frauen © iStock/Tharakorn 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen](/cms/bilder/679278/80/400/267/9b1bf1e5/Frauen_Gewalt_Tharakorn_HP.jpg)
Den Auftakt macht eine Fachtagung zum Thema „Gewalt im Namen der Ehre - Wenn Tradition Gewalt bedingt" mit mehr als 200 ExpertInnen am 26. November in Graz. Danach folgen Round-Table-Gespräche in den steirischen Regionen.
„16 Tage gegen Gewalt" ist eine internationale Kampagne, die jedes Jahr von 25. November (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen) bis 10. Dezember (Internationaler Tag der Menschenrechte) stattfindet. Auftaktveranstaltung in der Steiermark ist dieses Jahr eine Fachtagung am Donnerstag, den 26. November, im Audimax der FH Joanneum in Graz-Eggenberg. Dabei werden sich mehr als 200 ExpertInnen zum Thema „Gewalt im Namen der Ehre - Wenn Tradition Gewalt bedingt" informieren und austauschen.
„Gewalt gegen Frauen und Mädchen stellt eine schwere Menschenrechtsverletzung dar und darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben", betont Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft, deren Ressort die Tagung initiiert. „ExpertInnen und VertreterInnen aus der Praxis sollen die Gelegenheit erhalten, sich über Hintergründe und Auswirkungen dieser spezifischen Form von Gewalt zu informieren und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen. Darüber hinaus soll die Fachtagung dazu dienen, die im Bereich der Gewaltschutzarbeit in den letzten Jahren aufgebaute Vernetzung und Kooperation weiter zu vertiefen und um den Aspekt der ehrbezogenen Gewalt zu erweitern."
Neue Strategien entwickeln
In welchem Ausmaß es in Österreich zu Gewalttaten im Namen der Ehre kommt, sei nicht zu beziffern, erklärt Christina Kraker-Kölbl, Leiterin der CARITAS Beratungsstelle DIVAN, in der seit fünf Jahren Beratung und Unterstützung für Betroffene angeboten wird. „Vorfälle bleiben fast immer im Familienkreis, der die Gewalttaten und „Sanktionen" nicht nur deckt, sondern aus Traditionsbewusstsein auch zustimmt oder rechtfertigt." Junge Männer, welche die Ehre ihrer Schwester mit aller Gewalt verteidigen, Verschleppungen von Mädchen ins Herkunftsland ihrer Familie, psychischer Druck auf junge Frauen, die den „Normvorstellungen" ihrer Community nicht entsprechen, Zwangsverheiratungen - „wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass derartige Diskriminierungen und Menschrechtsverletzungen auch bei uns vorkommen bzw. in unserer Vergangenheit vorgekommen sind", so die Expertin der Beratungsstelle DIVAN.
Umso wichtiger ist es, Strategien zu entwickeln. Darum wird es bei der Tagung gehen. „Notwendig ist jedenfalls eine Sensibilisierung der Gesellschaft und eine Reflexion des Umganges mit den genannten Gewaltphänomenen. Viele Menschen kennen das Problem nicht, und jene, die damit beruflich konfrontiert sind - PolizistInnen, BeamtInnen, MitarbeiterInnen von Beratungsstellen - sind dankbar für den Austausch von Know-how, wie in solchen Fällen vorgegangen werden soll", so Christina Kraker-Kölbl.
Noch früher setzen präventive Maßnahmen an, etwa an Schulen. Dort werden SchülerInnen darauf aufmerksam gemacht, dass es solche Gewalttaten gibt. Einerseits, damit sie im Kreis der FreundInnen etwaige Anzeichen erkennen können, andererseits, damit sie - sollten sie selbst betroffen sein - über ihre Rechte und Möglichkeiten informiert sind.
Zwangsheirat ab 1. Jänner 2016 ein Straftatbestand
Zumindest einen Erfolg können die KämpferInnen gegen Gewalt an Frauen bereits für sich verbuchen. Ab 1. Jänner 2016 ist der Tatbestand, jemanden mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung zur Eheschließung oder zur Begründung einer eingetragenen Partnerschaft zu nötigen, aus der Nötigungsbestimmung herausgelöst und unter §106a StGB ein eigener Tatbestand. Das verstärkt das Signal, dass in Österreich die freie PartnerInnenwahl die gesellschaftliche Norm darstellt. Außerdem können so erstmals Daten über diese spezifische Form von Gewalt in Österreich erhoben werden.
Veranstaltungen in den steirischen Regionen
Im Anschluss an die Tagung werden die dabei erarbeiteten Inhalte auch in die Regionen hinausgetragen. Bei Round-Table-Gesprächen werden VertreterInnen der an der Tagung beteiligten Organisationen als MultiplikatorInnen die wichtigsten Erkenntnisse und Strategien erklären und mit den regionalen VertreterInnen diskutieren:
• CARITAS/Beratungsstelle DIVAN
• Verein Steirische Frauenhäuser
• Fachstelle Gewaltarbeit/VMG
• Neustart
• Mafalda
Alle Termine (auch auf www.gewaltfrei-stmk.at)
26. November:
Fachtagung „Gewalt im Namen der Ehre - Wenn Tradition Gewalt bedingt",
ab 8.15 Uhr Audimax, FH JOANNEUM, Eggenberger Allee 11, 8020 Graz
1. Dezember:
Round Table: Liezen
14 Uhr, Seminarraum des Wirtschaftsparks, Wirtschaftspark C3, 8940 Liezen
2. Dezember:
Round Table: Leibnitz/Mureck
9 Uhr, Frauenberatungsstelle Freiraum, Karl-Morre-Gasse 11, 8430 Leibnitz
3. Dezember:
Round Table: Voitsberg/Deutschlandsberg
9 Uhr, Akzente Rathausgasse 4, 8530 Deutschlandsberg
Round Table: Knittelfeld/Judenburg/Murau
14 Uhr, Seminarraum der Stadtgemeinde (Dachgeschoss), Koloman-Wallisch-Platz 1, 8600 Bruck an der Mur
4. Dezember:
Round Table: Murtal/Murau
10 Uhr, Telematikraum 1 des AiZ Unternehmerzentrums, Bundesstraße 66, 8740 Zeltweg
9. Dezember:
Round Table: Feldbach/Fürstenfeld/Weiz
10 Uhr, INNOVA Frauen- und Mädchenservicestelle, Hauptplatz 30/2, 8330 Feldbach
14 Uhr, INNOVA Frauen- und Mädchenservicestelle, Franz-Pichler-Straße 28/3, 8160 Weiz
10. Dezember:
Round Table: Hartberg
10 Uhr, FMB - Frauen- und Mädchenberatung, Rotkreuzplatz 1, 8230 Hartberg