Equal Pay Day: Ab Mittwoch arbeiten die steirischen Frauen gratis
Chancengleichheit? Gleiches Geld für gleiche Arbeit? Davon ist die Steiermark weit entfernt. Noch immer verdienen Frauen in der Steiermark deutlich weniger als Männer: Knapp mehr als 23 Prozent macht hierzulande der sogenannte Gender Pay Gap in diesem Jahr aus. Umgelegt bedeutet das: Ab Mittwoch, 7. Oktober, arbeiten die steirischen Frauen im Vergleich zu den Männern bis zum Jahresende unentgeltlich - das sind 86 Tage!
Noch immer sind Frauen am steirischen Arbeitsmarkt krass benachteiligt. Viele von ihnen erhalten einfach weniger Geld als Männer, auch wenn sie die gleichen Aufgaben erfüllen und die gleiche Leistung erbringen. Ein Vergleich von Eurostat beziffert diesen Einkommensunterschied mit 25 Prozent.
Aber das ist nicht der alleinige Grund für den Gender Pay Gap, sagt sagt Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft. Der Anteil der Frauen bei den Teilzeitbeschäftigten ist viel höher als jener der Männer, weil es in der Realität noch immer so ist, dass sich mehrheitlich Frauen auch um Familie und Haushalt kümmern. 45,5 Prozent der Frauen arbeiten nicht Vollzeit, bei den Männern sind es lediglich zehn Prozent. Dazu kommt, dass Mütter durch das Zuhause bleiben bei den Kindern oft Dienstzeiten verlieren und sie dann beim Wiedereinstieg niedriger eingestuft werden als gleichaltrige Männer.
Ein weiterer Grund für den Gender Pay Gap ist die sog. Arbeitsmarktsegregation, d. h. Frauen und Männer arbeiten tendenziell in verschiedenen Wirtschaftssektoren oder Branchen. Dieser Umstand und die Unterbewertung der Arbeit von Frauen werden von der Europäischen Kommission als wichtige Gründe für den Gender Pay Gap angegeben. Untersuchungen zeigen, dass Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, im Durchschnitt schlechter bezahlt sind als von Männern dominierte Berufe.
Steirischer Equal Pay Day „wandert“
In der Steiermark fällt der Equal Pay Day heuer auf den 7. Oktober. Dieser Tag ergibt sich, wenn man die Einkommenunterschiede zwischen Frauen und Männern auf Tage umlegt. Damit liegt die Steiermark im hinteren Feld der österreichischen Bundesländer. Österreichweit fällt der Equal Pay Day nämlich auf den 11. Oktober - bundesweit arbeiten Frauen also 82 Tage im Jahr gratis (Gender Pay Gap: 22,4 Prozent).
Trotz dieses Rückstandes im Österreich-Vergleich kann LAbg. Helga Ahrer, Vorsitzende der ÖGB Frauen Steiermark, auf Erfolge verweisen: „Wir sind unermüdlich dabei, hier Aufklärungsarbeit und Lobbying zu betreiben, in Verhandlungen von Kollektivverträgen einzugreifen und auch mit Unternehmen direkt über solche Ungerechtigkeiten zu sprechen. Und das in vielen Branchen.", berichtet Ahrer. So besuchten Ahrer, ÖGB-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Aufreiter und ÖGB Fraktionsvorsitzende Manuela Kunst erst kürzlich die Beschäftigten im Landeskrankenhaus. „Wir sehen: Steter Tropfen höhlt den Stein, denn langsam, aber konstant bessert sich die Situation. Der Equal Pay Day wandert in der Steiermark jedes Jahr um etwa einen Tag weiter nach hinten."
Frauen- und Gleichstellungsstrategie
„Gleichwertige Leistung muss gleichwertig bezahlt werden! Dass man im 21. Jahrhundert darauf überhaupt noch hinweisen muss, zeigt, wie viel Arbeit in Sachen Gleichstellung noch vor uns liegt", sagt Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft und damit auch für Frauen zuständig.
In der Steirischen Frauen- und Gleichstellungsstrategie 2020 stellt daher neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben der Abbau der sog. Geschlechtersegregation in der Schul-, Studien-, Berufs- und Weiterbildungswahl eines der Handlungsfelder auf landespolitischer Ebene dar. Insgesamt beziehen sich drei der sechs in der
Frauen- und Gleichstellungstrategie definierten Handlungsfelder, nämlich
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ökonomische Eigenständigkeit und Verringerung der Einkommensunterschiede
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Abbau von Geschlechterstereotypen und Erweiterung der Handlungsoptionen sowie
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Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben für Frauen und Männer
direkt (a) oder indirekt (b,c) auf dieses Ungleichgewicht.
Chancengleichheit am Arbeitsmarkt
Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sei eng verknüpft mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, betont Lackner. Um die Einkommens- und Karriereentwicklung von Frauen zu verbessern, seien einerseits familienfreundliche Arbeitsmodelle nötig - nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer -, andererseits eine gute Versorgung mit Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen. Hier befindet sich die Steiermark auf einem guten Weg. Bereits im heurigen Kindergartenjahr gibt es dank einer Ausbauinitiative des Landes in Kooperation mit dem Bund landesweit 1000 zusätzliche Betreuungsplätze, bis zum Jahr 2017 kommen 3000 weitere hinzu. Insgesamt werden 60 Millionen Euro in diese Ausbauinitiative investiert.
Es gilt aber auch, bereits in der Ausbildung Schwerpunkte zu setzen. Denn die Geschlechtersegregation im Berufsleben nimmt ihren Anfang schon im Schulalter, wenn sich Mädchen für „typische" Bildungswege entscheiden. „Hier beginnen wir schon mit der Information und Aufklärung, sowohl in der Berufsbildung als auch mit Aktionen wie dem Girl‘s Day, der im nächsten Jahr am 28. April stattfindet", so Lackner.