Die Steiermark soll Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge werden.

Graz, 28. September 2015 - Willkommen in der Zukunft: Was vor wenigen Jahren noch utopisch schien, ist nun technologisch bereits in Griffweite - das vollautomatisierte, selbstfahrende Fahrzeug. Geht es nach einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger werden bereits in knapp fünf Jahren die ersten hochautonomen Autos in Serie gehen und Abschnitte auf Autobahnen völlig autonom zurückgelegt werden können. In zehn Jahren soll auch autonomes Fahren in Städten möglich sein, ehe 2030 das vollautomatisierte Fahrzeug das Straßenbild prägen könnte. Stärkster Treiber des autonomen Fahrens ist das Thema Sicherheit: Rund 90 Prozent aller Verkehrsunfälle gehen auf menschliches Versagen zurück - diese könnten durch die selbstfahrenden Fahrzeuge zukünftig verhindert werden.
Federführend wird diese Mobilitätsrevolution von steirischen Leitbetrieben entwickelt: Unternehmen wie beispielsweise Automobilzulieferer Magna, AVL List, Leiterplattenhersteller AT&S, Infineon oder Messtechnikspezialist DEWETRON konnten sich bereits in diesem lukrativen Geschäftsfeld etablieren. Bestehende rechtliche Regularien verhindern allerdings, dass die innovativen Entwicklungen der heimischen Unternehmen hierzulande getestet werden können: Das internationale Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr von 1968 erlaubt selbstfahrende Fahrzeuge auf den heimischen Straßen nicht.
Steirische Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge
Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann sieht hier großen Handlungsbedarf und fordert daher Verkehrsminister Alois Stöger zum raschen Handeln auf: „Aufgrund der bestehenden rechtlichen Einschränkungen für selbstfahrende Fahrzeuge appelliere ich an Minister Alois Stöger, eine Ausnahmeregelung für autonomes Fahren auf öffentlichen Straßen in der Steiermark zu ermöglichen", so Buchmann im Rahmen der AUTOCONTACT 2015, der Jahreshauptveranstaltung des Steirischen Autocluster ACstyria mit über 200 Vertretern aus der Mobilitätsbranche. „Unsere innovativen Zulieferer müssen ihre Technologien vor der Haustür testen können. Nur so können wir unsere Innovationskraft und die rund 50.000 Arbeitsplätze in der Mobilitätsbranche auch in Zukunft absichern bzw. weiter ausbauen", erklärt der Wirtschaftslandesrat. Buchmann sieht in der Schaffung einer Modellregion zahlreiche Vorteile für den Wirtschaftsstandort Steiermark: „Als erste europäische Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge wäre die Steiermark in einer Vorreiterrolle. Das macht den Standort für die Ansiedelung neuer Betriebe attraktiv." Mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von 4,8 Prozent ist die Steiermark eine der innovativsten Regionen in Europa und hat damit die besten Voraussetzungen, Modellregion für autonomes Fahren zu werden.
Marschroute: „Projekt Z" für die Zukunft
Mit dem „Projekt Z - Zukunft der Mobilität: Steirische Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge" soll dieser Innovationsvorsprung ausgebaut werden: Der Steirische Autocluster ACstyria wurde vom Wirtschaftslandesrat bereits beauftragt, die Koordinaten zu übernehmen. „Mit dem Plan, eine Teststrecke für autonome Autos in der Steiermark einzurichten, laufen wir offene Türen bei unseren rund 220 hochtechnologischen Partnerunternehmen ein", fasst ACstyria-CEO Franz Lückler die bereits durchgeführte Evaluierung zusammen. Über 20 Unternehmen aus dem ACstyria haben eine ent-sprechende Absichtserklärung, sich für eine steirische Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge einzusetzen, unterschrieben, so Lückler: darunter Magna, AT&S, Infineon, die Technische Universität Graz, Joanneum Research Siemens, Gigatronik und das Kompetenzzentrum Virtuelles Fahrzeug. Für den ACstyria-CEO könnte autonomes Fahren zum Umsatzturbo der steirischen Unternehmen schlechthin werden: „Hier entsteht für unsere Zulieferbetriebe ein Markt mit mehreren Milliarden Euro", so Lückler.
AT&S und Magna: volle Unterstützung
Volle Unterstützung für das Projekt signalisieren auch der innovative Leiterplattenhersteller AT&S und Automobilzulieferer Magna: „Die Politik muss hier den notwendigen rechtlichen Rahmen schaffen, damit wir unsere Innovationen direkt am Standort austesten und weiter erforschen können", verlangt AT&S-Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer rasch eine Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge. Die obersteirische AT&S hat als eines der ersten Unternehmen die Automobilbranche mit HDI-Microvia-Leiterplatten in Großserien beliefert. „Diese Technologie ist Voraussetzung, um autonomes Fahren umzusetzen", erklärt Gerstenmayer. Konkret wird für sämtliche Sensoren wie beispielsweise Kamerasysteme und Radarsensoren sowie für die sich in der Entwicklungsphase befindlichen Zentral-Fahrassistenz-Hochleistungsrechner die obersteirische Entwicklung benötigt.
Magna: „Wettbewerbsfähigkeit erhalten"
Nicht anders sieht man die Thematik bei Magna: Das Unternehmen, das sich mit der Entwicklung, Validierung und Fertigung von kompletten Fahrzeugen im Bereich autonomes Fahren auseinandersetzt, drückt es sogar noch drastischer aus: „Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, brauchen wir die Möglichkeit, autonomes Fahren im rechtlichen Rahmen hierzulande testen zu können. Diese Technologie wird die Zukunft des Automobils drastisch verändern", erklärt Gerd Brusius, Vorstandsmitglied von Magna Europe & Magna Steyr.