Buchmann lässt alle Verträge des Landes mit Roche prüfen
Der CEO von Roche hat die Kritik der mangelhaften Kommunikation mit börsenrechtlichen Gründen argumentiert. Die Entscheidung des Pharmakonzerns hat laut Dr. Schwan nichts mit dem Standort Steiermark zu tun: Sowohl die Rahmenbedingungen wie auch - und darauf hat er besonders hingewiesen - die Qualität der MitarbeiterInnen wären top. Jedoch sei das Pharmaunternehmen zur „Systemintegration aus wirtschaftlichen Gründen" gezwungen.
Schwan hat im Telefonat mit Buchmann zum Ausdruck gebracht, dass Roche an einer „guten Übergangslösung" interessiert sei. Er hat daher angeboten, sowohl was ganz speziell die Mitarbeiter als auch die Zulieferbetriebe, die Kooperationen mit den Universitäten und die Partnerschaft mit dem Humantechnologiecluster betrifft, in weitere Gespräche eintreten zu wollen. Schwan hat jedoch deutlich gemacht, dass an der strategischen Entscheidung, den Standort zu schließen, kein Pfad vorbeiführe.
Buchmann hat auf die besondere Qualität des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Steiermark insbesondere was den Bereich des Biomedical Engineering sowie das Themenfeld Sensorik betrifft, hingewiesen. Er hat in diesem Gespräch deutlich gemacht, dass Land Steiermark und Stadt Graz immer gute Partner von Roche gewesen wären, und dass die Enttäuschung über die Vorgehensweise des Konzerns riesig ist.
Alle Förderungen auf dem Prüfstand
Der Wirtschaftslandesrat hat Schwan mitgeteilt, dass er seitens des Wirtschaftsressorts alle Förderungsfälle der Unternehmensgruppe Roche überprüfen lässt, aktuelle Förderungsfälle gestoppt hat und für bereits ausgezahlte Förderungen eine Rückforderung überprüfen lässt. Darüber hinaus ist das Land Steiermark als 100-Prozent-Eigentümer der Krankenanstaltengesellschaft mit 21 Häusern in intensivem Geschäftskontakt mit Roche. Seit 2005 beträgt das Auftragsvolumen 75,7 Millionen Euro. Buchmann wird der Landesregierung daher vorschlagen, diese Geschäftsbeziehungen ebenfalls einer Evaluierung zu unterziehen.
Bemerkenswert ist die Vorgangsweise von Roche auch deshalb, weil wesentliche Entscheidungsträger Österreicher sind. Roche-CEO Dr. Severin Schwan stammt aus Tirol, der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Franz B. Humer ist Österreichisch/Schweizer Doppelstaatsbürger und Mitglied des Verwaltungsrates ist auch Dr. Wolfgang Ruttensdorfer.