Mit Innovativen Finanzierungen gegen die Krise - die Finanzierungsprodukte der SFG
Das Wirtschaftsressort des Landes Steiermark hat bereits Ende 2008 alle Schritte veranlasst, um die Förderungsprogramme der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) den aktuell wirtschaftlich turbulenten Zeiten anzupassen. Dazu gehörte auch, die entsprechenden Finanzierungsinstrumentarien aufzustocken und den Bedürfnissen der Unternehmen entsprechend umzugestalten. Einen vorläufig letzten wichtigen Schritt diesbezüglich hat die Landesregierung am Montag beschlossen.
„Ich bin davon überzeugt, dass Innovation der natürliche Feind der Krise ist. Innovation, nicht nur im technologischen Sinn, sondern zB auch als Anforderung an Finanzierungsmöglichkeiten für Unterneh-men- deshalb haben wir in der SFG sowohl für offensive Projekte von Unternehmen als auch für defensive Notwendigkeiten die richtigen Programme", ist Wirtschafts- und Innovationslandesrat Dr. Christian Buchmann überzeugt. In einer Pressekonferenz wurden diese Programme heute den Medien im Detail präsentiert.
Einleitung:
In den meisten EU-Ländern ist der Eigenkapitalausstattung der KMU merklich höher als bei österreichischen Firmen. Die Gründe dafür liegen einerseits darin, dass die Unternehmensfinanzierung in Österreich traditionellerweise überwiegend durch Banken in Form von Krediten erfolgt, andererseits auch an der immer noch relativ geringen Bereitschaft der (insbesondere mittelständischen) Unter-nehmen Eigenkapitalinstrumente in Anspruch zu nehmen.
Aktuell verschärft sich die Situation dadurch, dass sich durch die globale Finanzmarktkrise der Preis und die Verfügbarkeit von Krediten verändert hat (Stichwort „Kreditklemme").
Eigenkapitalausstattung der KMU in ausgewählten europäischen Ländern:
Spanien 42,00 %
Finnland 41,74 %
Belgien 41,71 %
Frankreich 39,08 %
Portugal 35,06 %
Niederlande 32,84 %
Italien 27,78 %
Deutschland 25,80 %
Österreich 22,88 %
Quelle: Europäische Kommission, BACH-Datenbank, Oktober 2006
Ein solider Eigenkapitalanteil ist jedoch unabdingbar, um den Fortbestand von Unternehmungen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewährleisten zu können bzw. dynamische Unternehmens-entwicklungen und Projekte mit einem hohen Innovationspotenzial finanzieren zu können. Für viele Projekte - insbesondere im Bereich F&E und Fertigungsüberleitung - bestehen keine Möglichkeiten der Fremdfinanzierung. Deshalb werden viele dieser Projekte nicht umgesetzt und kann somit die Entwicklung eines Wirtschaftsstandortes gehemmt werden.
Wirtschaftsstrategie „Innovation serienmäßig":
Die steirische Wirtschaftspolitik hat das Erfordernis der Schaffung eines entsprechenden Angebots von Instrumenten zur Stärkung der Eigenkapitalausstattung von Unternehmen bereits frühzeitig erkannt und in den letzten Jahren konsequent ausgebaut. Die Bedeutung der Materie ist auch dadurch dokumentiert, dass in der Wirtschaftsstrategie des Landes Steiermark das Thema „Innovative Finanzie-rung" im „Masterpaper" des Wirtschaftsressorts als eigene strategische Leitlinie ausgewiesen wird.
Die Steirische Beteiligungsfinanzierungsgesellschaft m.b.H. (StBFG) - eingegliedert in den Verbund der Wirtschaftsförderung - stellt gewerblich industriellen Unternehmen sowie unternehmensbezogenen Dienstleistungsunternehmen Eigenkapital im engeren und weiteren Sinn (Venture Capital, atypisch stille Beteiligung) und Mezzaninkapital (typisch stille Beteiligung) zur Verfügung.
Mit dem Instrument der stillen Beteiligung werden primär innovative steirische Unternehmen bei Expansionsschritten (Investitionsprojekte, F&E Kosten, Markterschließungen etc.) aber auch im Zusammenhang mit Betriebsübernahmen unterstützt. Die Finanzierung kann dabei in Form einer typisch oder atypisch stillen Beteiligung erfolgen, wobei die Beteiligungshöhe grundsätzlich EUR 1,5 Mio. erreichen kann.
Während die typisch stille Beteiligung aufgrund ihrer Ausgestaltung Mezzaninkapital darstellt, ist die atypisch stille Beteiligung so gestaltet, dass sie sämtliche Kriterien von Eigenkapital erfüllt.
Seit dem Jahr 2000 beteiligt sich die StBFG im Rahmen des Finan-zierungsprogramms „Venture Capital" auch direkt am Stamm- oder Grundkapital von innovativen und technologieorientierten Klein-unternehmen in der Seed- und Start-up-Phase. Der dabei zur Verfügung gestellte Eigenkapitalanteil kann bis zu EUR 1,25 Mio. betragen.
Als Venture-Capital-Finanzierung wird die Bereitstellung von Eigenkapital in der Gründungsphase eines Unternehmens bezeichnet. Der Kapitalgeber stellt dem Beteiligungsunternehmen langfristig Eigenkapital zur Verfügung und erhält im Gegenzug einen Unternehmensanteil. Die Rendite der Kapitaleinlage hängt ausschließlich vom unternehmerischen Erfolg des Beteiligungsunternehmens ab.
Die StBFG hat in den vergangenen Jahren sowohl die Anzahl der Beteiligungsnehmer als auch das Beteiligungsvolumen mehr als verdreifacht. Im Jahr 2008 umfasste das Beteiligungsportfolio 27 Beteiligungen und repräsentierte entlang der steirischen Stärkefel-der einen Querschnitt der innovativsten steirischen Unternehmen.
Arrondiert wird das Finanzierungsangebot des Wirtschaftsressorts durch die im Jahr 2004 gegründete Steirische Umstrukturierungsgesellschaft mbH.
Die Steirische Umstrukturierungsgesellschaft mbH (STUG) - als 100 %ige Tochtergesellschaft der StBFG - ist ein marktwirtschaftlich agierendes Beteiligungsunternehmen mit der Zielsetzung „strukturrelevante" insolvenzgefährdete bzw. insolvente Unternehmungen aufzufangen und erfolgreich zu sanieren. Bisher wurde die STUG im Rahmen von drei Insolvenzen aktiv.
Zukunfts!Sicher und „Krisen!Sicher":
In Anbetracht der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise wurden im Auftrag des Wirtschaftslandesrates im ersten Quartal 2009 zwei neue Haftungsprogramme unter den Namen „Zukunfts!Sicher" und „Krisen!Sicher" erarbeitet. Zielsetzung der Programme ist die Erleichterung des Zugangs zu zusätzlichen Finanzierungsmitteln für Unternehmen, die besonders durch die derzeitigen konjunkturellen Rahmenbedingungen betroffen sind. Dies erfolgt in Form von Haf-tungsübernahmen für Investitions- bzw. Betriebsmittelkredite.
Zu den Zielgruppen beider Finanzierungsprogramme zählen Produktionsbetriebe des industriell-gewerblichen Sektors, unternehmensbezogene oder überregional wirkende Dienstleistungsbetriebe, Handelsbetriebe sowie das Verkehrsgewerbe, die zumindest zur Jahresmitte 2008 noch eine entsprechende Bonität aufweisen konnten.
Konkret unterstützt das Finanzierungsprogramm „Zukunfts!Sicher" steirische Unternehmen bei der Realisierung von zukunfts- und wachstumsorientierten Investitionsprojekten in Form von Haftungs-übernahmen für langfristige Fremdfinanzierungen.
Das Finanzierungsprogramm „Krisen!Sicher" unterstützt steirische Unternehmen in Form einer Haftungsübernahme für zusätzliche Betriebsmittelkredite. Viele Unternehmen haben derzeit aufgrund sinkender Umsätze, fehlender Sicherheiten bzw. unsicheren Planungsprognosen Schwierigkeiten, eine entsprechende Ausweitung der Betriebsmittelfinanzierungen zu erreichen. Zielsetzung des Programms ist die Beseitigung dieser Liquiditätsengpässe um dadurch eine ausreichende „Working-Capital-Finanzierung" sicher zu stellen.
Die Steiermark wird diese Haftungsprogramme subsidiär bzw. konsortial zu den Haftungsprogrammen der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWSG) - dabei insbesondere zu dem am 19.05.2009 ver-lautbarten „Haftungsprogramm für Überbrückungsfinanzierungen" - zum Einsatz bringen.