Steiermark ist Forschungsland Nummer 1
Quelle: Kleine Zeitung vom 10. Oktober 2008
Der neu geschaffene Forschungsrat präsentierte erstmals seine Empfehlungen an das Land, wie der Forschungsstandort Steiermark zu stärken ist. Bei der Forschungsquote sind wir Spitze in Österreich, doch es gibt noch viel zu tun.
Es war eine eindrucksvolle Präsentation: Landeshauptmann Franz Voves, flankiert von den zuständigen Landesräten Kristina Edlinger-Ploder (Forschung) und Christian Buchmann (Wirtschaft), folgten gestern den Ausführungen des Forschungsrates, der in Graz jene insgesamt 37 Maßnahmen öffentlich vorstellte, damit die Steiermark ihre Spitzenposition halten und noch ausbauen kann.
Das achtköpfige Gremium, das 2006 bestellt wurde, wirkt beratend; der Regierung wurden schon im Juni die Ergebnisse präsentiert. Großes Lob kam vom Vorsitzenden Claus Weyrich: Die Steiermark sei sehr gut aufgestellt, Schattenseiten gebe es nur wenige. Österreichweit halte man Platz eins, aber auch im internationalen Vergleich sei die Steiermark mit einer Forschungsquote von 3,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ganz vorne dabei. Doch dürfe man sich nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen.
Die 37 Empfehlungen umfassen viele Themen. Einige sind sehr allgemein, andere konkret (siehe unten). An den (politischen) Strukturen will man nichts ändern. Weyrich: „Das würde diese Institutionen nur veranlassen, sich einzuigeln." Wichtige Kernaussagen gestern: Stärken sollen weiter gestärkt werden. Das Land muss mutig genug sein, ineffiziente Bereiche auch wieder zu schließen. Die Abstimmung zwischen den relevanten Partnern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft kann noch verbessert werden.
DER FORSCHUNGSRAT:
Vorsitzender ist Claus Weyrich (Siemens), Stellvertreter Knut Consemüller (Böhler-Uddeholm, Vorsitzender des österreichischen Forschungsrates).
Weitere Mitglieder: Peter Baumgartner, (Uni Krems), Doris Florian (Europäische Kommission), Sabine Herlitschka, Wolfgang Hermann (Uni Klagenfurt), Monika Kircher-Kohl (Infineon), Wolfgang Pfarl (Sappi Europa), Karl Wojik (AVL List).
Konkrete Forderungen an das Land Steiermark
Die deutlichsten Winke betreffen die Medizin-Uni und Joanneum Research. Die Medizin-Uni muss in der Forschung deutlich zulegen - eine Quersubventionierung der Patientenversorgung durch Forschungsgelder goutiert der Forschungsrat nicht.
Dem Joanneum Research legt der Forschungsrat ans Herz, sich näher an den Bedürfnissen der heimischen Wirtschaft zu orientieren. Unbedingt ausgebaut sollte der Bereich „Biotechnologien" werden. Das Land sollte die Themenfelder strategisch analysieren und die Aktivitäten dazu besser bündeln.
Studienangebote finden, die zukunftsträchtig sind
Auch in der Lehre sieht man Handlungsbedarf bei der Fachhochschule Joanneum. Es wird gefordert, Studiengänge zu entwerfen, die zukunftsfähig sind. Dies muss nach bildungspolitischen Grundsätzen erfolgen und nicht nach regionalpolitischen Erfordernissen.
Das Land könnte initiativ werden, indem es für die Partner jener Forscher, die aus dem Ausland kommen, Arbeitsplätze anbietet. Dies würde die Attraktivität des Standortes deutlich verbessern. Besonders sollte man sich um Südosteuropa kümmern: Dort gibt es Aufbruchstimmung, und man sollte die fähigsten Nachwuchswissenschaftler anziehen.
Mehr Augenmerk auf Gründung von Firmen
Mehrere andere Punkte sind dem Forschungsrat auch sehr wichtig: Das Land sollte nachdrücklich beim Bund anklopfen, dass es zu mehr Gründungskapital und Venture Capital bei uns kommt. „Denn in diesem Bereich sind wir noch ein Entwicklungsland", betonte Knut Consemüller.
Nicht ausruhen dürfe man sich auch beim Thema der „Startup"-Unternehmen. Jährlich sollten etwa zusammen mit den Hochschulen Businessplan-Wettbewerbe stattfinden. Den Unis wird empfohlen, so genannte „Innovationsboards" zu errichten - beratende Gremien zum Thema Unternehmensgründung.