Klimadebatte als „Turbo“ für die steirischen High-Tech-Automobilunternehmen
Die Klimadebatte beunruhigt die steirischen Automobilunternehmen nicht - ganz im Gegenteil: 89 Prozent der Unternehmen sehen in der „Herausforderung CO2" Chancen für die Branche und das Unternehmen, nur 11 Prozent betrachten die Klimadiskussion als Risiko. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Clusterunternehmen, die der ACstyria im September durchgeführt hat: „Die steirische Wirtschaft mit ihrer hohen Forschungsintensität und ihrem High-Tech-Fokus ist für die aktuellen und künftigen technischen Herausforderungen exzellent gerüstet", sagte der steirische Wirtschafts- und Innovationslandesrat Christian Buchmann am Donnerstag bei einem Pressegespräch anlässlich des 9. Grazer Automobilforums, das die steirische Landeshauptstadt Mitte Oktober wieder zum Mittelpunkt der Automobil- und Zulieferindustrie machen wird. Er sehe in diesem selbstbewussten Auftreten der Unternehmen auch eine Bestätigung der steirischen Wirtschaftsstrategie, „in der die Förderung von Innovation sowie Forschung & Entwicklung eine zentrale Rolle einnimmt".
Steigerung der F&E-Ausgaben um 67 Prozent bis 2010
Laut dieser Umfrage werden die steirischen Automobilunternehmen auch in den kommenden Jahren zur weiteren Steigerung der derzeitigen F&E-Quote von 3,6 Prozent beitragen: Im Schnitt planen die ACstyria-Unternehmen eine Erhöhung der Forschungsausgaben um 67 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre. Dies dürfte wohl auch eine Reaktion auf den Bedarf an technischer Weiterentwicklung zur Senkung des CO2-Ausstoßes sein: 57 Prozent der Firmen sind der Überzeugung, dass sie darauf sehr gut oder gut vorbereitet sind. Bezogen auf die Gesamtwirtschaft sind die Automobilunternehmen etwas skeptischer: 26 Prozent meinen, die Wirtschaft insgesamt sei gut gerüstet.
Landesrat Buchmann: „Für forschungsorientierte Unternehmen ist die Klima-Debatte gerade im Automobilbereich ein F&E-Turbo".
Einen „gewaltigen Schub" erwartet Buchmann auch durch das eben genehmigte K2 Zentrum Mobilität: „Dieses Superkompetenzzentrum wird entscheidend dazu beitragen, dass der ACstyria seinen technologischen Vorsprung gegenüber anderen europäischen Regionen halten und ausbauen kann." Zudem sei es auch die Basis, um das Ziel einer steirischen F&E-Quote von 4 Prozent im Jahr 2010 „souverän zu erreichen".
Der Geschäftsführer des ACstyria, Uwe Galler, sieht Chancen auch für kleinere und mittlere Unternehmen, vor allem in Kooperation mit TIER1-Firmen: „Angesichts der für 2012 zu erwartenden EU-weiten CO2-Obergrenze von 120 Gramm pro Kilometer hat die Automobilindustrie noch einige Hausaufgaben zu machen." In Europa wachse vor allem der Markt für teilhybride Lösungen, während die Chancen für weit komplexere Vollhybrid-Lösungen eher im amerikanischen Markt liegen.
Mit dem Markteintritt des alternativen Wasserstoffs sei laut Galler wohl trotz der weit gediehenen Technik erst in etwa einem Jahrzehnt zu rechnen: „Die fehlende Wasserstoffinfrastruktur und die hohen Kosten wirken als Bremse. Dagegen habe der Dieselmotor durchaus noch Potenzial: Er sei zwar gegenüber dem Benziner derzeit im Hintertreffen, der 2,0-Liter-4-Zylinder-Dieselmotor im BMW 123 d, der bei einer Spitze von 238 km/h und 204 PS auf einen CO2-Ausstoß von 138 g/km komme, zeige aber die Möglichkeiten auf. Galler verweist auch auf die Aussage von AVL-Geschäftsführer Prof. Helmut List: „Die derzeitige Klimadebatte, der Druck zu höherer Wirtschaftlichkeit und die Kraftstoffpreise kommen der Optimierung von Motoren entgegen."
Aber nicht nur die Weiterentwicklung der Antriebssysteme trägt zur Senkung der CO2-Emissionen bei: Auch Leichtbaumaterialien, vor allem Aluminium, Kunststoff und Kohlefaser, neue Techniken im Karosseriebau und Design, wie optimierte Stirnflächen, Unterbodenverkleidungen oder schmälere Reifen, sorgen für Reduktionen.
Autocluster wächst weiter
Die Unternehmen im ACstyria können auch wirtschaftlich punkten: Der Gesamtumsatz der Unternehmen in Österreich ist von 2005 auf 2006 um mehr als 11 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro gestiegen. Die Mitarbeiterzahlen stiegen um 4 Prozent auf knapp 46.900 Beschäftigte. Das bedeutet ein Plus von knapp 2.000 Personen. In der Steiermark beschäftigten die ACstyria-Unternehmen im Jahr 2006 knapp 28.000 Arbeitnehmer, gegenüber 2007 ist das ein Zuwachs von mehr als 700 Personen oder 2,6 Prozent. Die derzeitigen Prognosen für 2007 sind ebenfalls erfreulich: Nach derzeitigem Stand dürfte die Marke von 29.000 Beschäftigten erreicht oder sogar überschritten werden.