Yevgeniy Breyger erhält den diesjährigen "manuskripte"-Preis des Landes Steiermark
LH und Kulturreferent Christopher Drexler freut sich über die Entscheidung der Jury
Graz (4. März 2023).- Auf Antrag von Landeshauptmann Christopher Drexler hat die Steiermärkische Landesregierung am Donnerstag (2.3.2023) den Vorschlag der eingesetzten Literaturjury umgesetzt, den diesjährigen „manuskripte"-Preis des Landes Steiermark an Yevgeniy Breyger zu vergeben. Der Preis dient – wie die Zeitschrift „manuskripte" selbst – der Förderung der jungen deutschsprachigen Literatur und wird seit 1981 an Autorinnen und Autoren für eine anerkennungswürdige literarische Leistung auf dem Gebiet der Lyrik, der Prosa, des Dramas oder des Essays vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler: „Das herausragende literarische Schaffen von Yevgeniy Breyger spricht und füllt Bände. Viele Texte des gebürtigen Ukrainers sind gerade in Zeiten des russischen Angriffskrieges von geradezu erschütternder Aktualität. Der Autor, er ist im Jahr 2018 zu den ,manuskripten´gestoßen, ist der steirischen Literaturzeitschrift überaus verbunden, fungiert längst auch als Werbeträger – und kann demnach auch als Botschafter für das Kunst- und Kulturland Steiermark bezeichnet werden.”
Begründung der Jury:
Yevgeniy Breyger versteht es, mit wenigen Zeilen ganze Königreiche zu erschaffen. Dies gilt nicht nur für den gleichnamigen Zyklus, mit dem er 2019 den renommierten Leonce-und-Lena-Preis gewann. Auch in den weiteren, mittlerweile drei Bände umfassenden Gedichten des Frankfurter Lyrikers ist ein gelehrter Demiurg am Werk, der mit geradezu kindlichem Eifer, zärtlich und rücksichtslos zugleich, die Einzelteile unserer Sprache zu ungeahnten Welten zusammenbaut. Es sind verblüffend einfache, gerade deshalb atemberaubend neue Wortkombinationen, mit denen Breyger die Trägheit der alltäglichen Phrasen aushebelt. Manchmal liedhafte, dann wieder freie, zur Prosa tendierende Verse fügen sich wie selbstverständlich zu Rätselsprüchen, die dem lesenden Verstand ein Schnippchen schlagen: Noch bevor man bemerkt, dass man nicht begreift, hat man schon – auf unbewusste, ja, körperliche Weise – verstanden: „Vergiss, was du tust, folge einem Gesang.” Dabei handelt es sich um alles andere als weltabgewandte Elfenbeinturmlyrik. Im Gegenteil, die Gedichte stochern in den thematischen Glutnestern der Gegenwart, von digitaler Kunst (wie in seinen „Cryptopoems”) über „inhaltliche Blender blendender Inhalte” bis zur titelgebenden Anspielung auf den im sowjetischen Lager umgekommene Dichter Ossip Mandelstam: „Gestohlene Luft” (Titel von Breygers zweitem, 2020 bei kookbooks erschienenem Gedichtband) nannte dieser widerständige, weil ohne Erlaubnis von Stalins Terrorregime verfasste Texte.
Zur Person Yevgeniy Breyger:
Politisches Engagement zeigt der 1988 in Charkiv in der Ukraine geborene, „Ende der Neunziger als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland” gezogene Breyger gelegentlich auch in messerscharf argumentierten Zeitungskommentaren. Und ein Vers wie „Im Krieg spielen Knochen / die Rolle von Grüßen” ist mittlerweile leider ohnehin von erschütternder Aktualität. Yevgeniy Breyger stieß 2018 auf Empfehlung von Olga Martynova zu den „manuskripten”. Seither künden Qualität und Timing seiner Veröffentlichungen von der gegenseitigen Wertschätzung. So schickte er etwa seine Königreiche noch direkt von der Leonce-und-Lena-Preis-Verleihung per Telefon für die manuskripte 224 oder war in der wichtigen Relaunch-Ausgabe 231 mit seinem umfangreichen Zyklus „Was lernt man ohne Absicht zu verzeihen?” als Auftakt des ersten Kapitels prominent präsent. Auch einen Werbespruch hat er der Zeitschrift geschenkt: „Wo ich meine Gedichte zur Erstpublikation hingebe? Unbedingt an die ,manuskripte´. Eine LITERATURzeitschrift unter den Literaturzeitschriften.”
Graz, am 4. März 2023
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